25 Dinge (die ich in 25 Jahren gelernt habe)
CN: Krebs (wie gesagt: das Thema ist ernster, aber das Ziel ist es eigentlich hoffnungsvoll aus diesem Post herauszugehen)
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Ich hatte letzte Woche Geburtstag und bin 25 Jahre alt geworden.
Normalerweise denke ich jedes Jahr an meinem Geburtstag darüber nach, wie zufrieden ich mit meinem Leben bin, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin, ob ich, was ich tue, überhaupt noch tun möchte oder mir das nur einrede, weil ich es früher mal tun wollte.
Dieses Jahr habe ich die Nacht meines 25. Geburtstags auf der Intensivstation verbracht, nachdem mir vorher bei einer 6 1/2-stündigen OP meine Schilddrüse und ein Karzinom daran herausoperiert wurden. Und während ich da in meinem Bett lag und nicht schlafen konnte, habe ich plötzlich über ganz andere Dinge nachgedacht.
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Interlude: Falls sich jemand fragt, wie ich innerhalb von drei Wochen von eigentlich kerngesund zu Intensivstation gewechselt bin, hier eine kurze Erklärung:
Ich bin Anfang März wie geplant in die Heimat zu meiner Familie gefahren, saß ein paar Tage später zusammen mit meiner Mama und meiner Tante auf der Couch und meiner Tante ist eine Schwellung an meinem Hals aufgefallen. Sie hat gesagt, ich soll das mal checken lassen, "ist bestimmt nicht schlimmes, aber könnte die Schilddrüse sein."
Also bin ich zum Arzt gegangen und der hat eine Verkalkung festgestellt, die gereinigt werden müsste. Dafür bin ich dann das erste Mal ins Krankenhaus gefahren, immer noch mit den Gedanken, dass "das alles nur mal kurz durchgespült werden muss." In der Nuklearmedizin hat sich dann jedoch herausgestellt, dass das nicht so einfach ist. Die Oberärztin hat dann zu mir gesagt, dass sie einen Knoten gefunden haben, der ihnen nicht gefällt.
U know, genau das, was man hören möchte, wenn man im Krankenhaus ist 😬
Also wurde ein OP-Termin vereinbart, ich bin ins Krankenhaus gegangen und wurde operiert. Alles innerhalb von einer Woche. Das war super kurzfristig und unerwartet (obviously). Der Knoten wurde dann an die Pathologie geschickt, um zu überprüfen, ob es sich um einen bösartigen Tumor handelt oder nicht.
Während wir auf das Ergebnis gewartet haben, wurde ich dann bereits auf die zweite OP vorbereitet (falls es sich als bösartig herausstellt) und leider ist das dann genau so eingetroffen. Zehn Minuten nachdem das Ergebnis da war, wurde ich bereits wieder in den OP geschoben und es ging mit einer längeren OP weiter. Bei der ersten OP wurde die rechte Seite der Schilddrüse und der Tumor daran entfernt und bei der zweiten auch die andere Seite sowie zwei Lymphknoten, die betroffen waren.
Die OP ist sehr gut gelaufen, der Krebs hat nicht weiter gestreut, es geht mir aktuell wirklich gut und ich warte jetzt auf das weitere Vorgehen bzw. die weitere Therapie. Kurz und knapp kann ich einfach nur sagen, dass ich unfassbares Glück hatte und es kaum hätte besser laufen können.
Wenn ihr aus diesem Post irgendetwas mitnehmt, dann bitte: wenn es etwas gibt, was ihr schon ewig checken lassen wollte, aber immer aufgeschoben habt, please do it. Now.
Ich bin jetzt 25 Jahre alt und manchmal denke ich: Wow, ich habe schon soo viel erlebt, wie kann das in 25 Jahre passen?
Gleichzeitig denke ich dann aber auch: Ich habe noch gar nicht richtig gelebt, wie kann ich schon 25 sein?
Und ja, die letzten Wochen haben mir das nochmal viel deutlicher vor Augen geführt. 25 Jahre sind gar nichts und ich könnte nicht glücklicher sein, dass ich nach diesem Schock die Chance habe, noch viele weitere Geburtstage feiern zu können und mein Leben so zu leben, wie ich es mir vorstelle.
Deswegen teile ich heute 25 Dinge mit euch, die ich in meinen ersten 25 Lebensjahren gelernt habe.
8 Kommentare
Hi Aileen,
AntwortenLöschenGute Besserung!!! So plötzlich operiert werden zu müssen, ist ja erstmal ein ordentlicher Schreck. Aber ohne Schilddrüse lebt es sich gut - meine funktioniert nicht mehr, nehme seit ich 11 bin künstliche Schilddrüsenhormone.
Bei allem anderen stimme ich dir voll zu. Es ist traurig, dass der Druck der Gesellschaft und oft auch von der Familie so hoch ist, dass viele Menschen danach leben, was von ihnen erwartet wird und nicht so, wie sie gerne würden. Ich brauchte auch lange, um zu begreifen, dass ich niemandem irgendwas schuldig bin oder die Erwartungen von anderen erfüllen müsste. Leider ändert das nichts daran, dass andere immer noch denken, sie könnten mir erklären, wie ich zu leben habe... *nerv
Liebe Grüße, Alica
Hey Alica,
Löschenvielen Dank!! Das beruhigt mich tatsächlich sehr. Das habe ich mittlerweile auch schon von vielen Leuten gehört, dass das mit den Tabletten gut funktioniert.
Ja, das finde ich auch wirklich traurig und es ist einfach so verbreitet, dass ich echt lange dafür gebraucht habe. Besonders deswegen finde ich diese Erkenntnis aber umso wichtiger, weil es mir damit jetzt so viel besser geht!
Liebe Grüße zurück
Aileen
Hey,
AntwortenLöschenich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich diesen Kommentar beginnen soll.
Es tut mir leid, dass du aktuell diese Erfahrung durchmachen musst und ich wünsche dir gute Besserung!
Krebs ist ein wirkliches Arschloch! Ich bin aber froh zu hören, dass die OP so gut verlaufen ist und das der Krebs nicht weiter gestreut hat. Ich drücke dir auch für den weiteren Verlauf/die weitere Therapie fest die Daumen, dass weiterhin alles so gut klappt und, dass die weitere Therapie gut bei dir anschlägt.
Ich finde deinen Post unglaublich spannend und ich kann bei jedem deiner Punkte nur zustimmen. Besonders Punkt 3 hat mich in den letzten Wochen ständig begleitet, weil ich mitten im Bewerbungsprozess für einen Ausbildungsplatz steckte und die Angst, Bewerbungen abzuschicken und die Angst vor Absagen hat mich im ersten Moment gelähmt, aber genau die Fragen aus Punkt 3 habe ich mir immer wieder in Erinnerung gerufen.
An Punkt 5 und 22 muss ich selber noch an mir arbeiten. Ich weiß, dass es keine Schwäche ist um Hilfe zu fragen, genauso wie es in Ordnung ist, wenn man Dinge abbricht, wenn sie einem nicht gut tun oder keine Freude bereiten. Ich bin einfach ein Mensch, der gerne bis zum Schluss durchzieht und nichts abbricht, genauso wie ich alles ohne Hilfe schaffen möchte. Mir ist aber auch bewusst, dass ich mir dadurch eher selber schade. Hoffentlich kann ich mich, was diese beiden Punkte angeht, in Zukunft noch verbessern 😅
Alles Liebe
Isabell
Hey :)
Löschendas verstehe ich total. Was soll man dazu auch sagen?
Aber vielen Dank! Ich bin auch einfach froh, dass das alles so gut gelaufen ist und hoffe auch, dass das jetzt einfach das schlimmste war und es nur noch besser wird. Für die Scheiße, die es war, hätte es ja zum Glück nicht besser laufen können.
Das freut mich, dass ich dich damit auch abholen konnte. Ich finde diese Erkenntnisse irgendwie alle so wichtig und es hat echt lange gedauert, bis ich bei diesem Punkt angekommen bin.
Oh ja, das Gefühl kenne ich auch. Dabei hat mich aber auch immer der Satz "carry yourself with the confidence of a mediocre white man" motiviert, weil ich mir einfach gedacht habe, dass alle Männer sich auch immer auf Jobs bewerben für die sie gar nicht qualifiziert sind.
Ja, same. Besonders beim 5. Punkt. Aber es ist auf jeden Fall schon mal gut das zu wissen, auch wenn man sich noch nicht so ganz daran hält. Da muss ich mich auf jeden Fall auch noch verbessern :D
Alles Liebe
Aileen
Hallöchen,
AntwortenLöschenerst einmal: Alles Gute nachträglich zum Geburtstag!
Und dann: uff. Mit so einem ernsten Thema habe ich gar nicht gerechnet. An meinem 25. Geburtstag habe ich auch so einen Beitrag veröffentlicht. Der sah ganz anders aus. Ich bewundere dich für deine Stärke und deinen Mut, das mit uns zu teilen.
Wahnsinn wie schnell das alles bei dir ging. Zum Glück war deine Tante so aufmerksam!
Ich kann dir in allen Punkten nur zustimmen. Ganz besonders 9, weil ich danach schon gehandelt habe, aber auch noch lernen muss, weiterhin danach zu handeln. Es ist halt immer schwer, Menschen aus seinem Leben auszuschließen.
Ein ganz, ganz toller Beitrag. Danke dafür!
Liebste Grüße, Kate ♥
Hey :)
Löschenvielen Dank! ♥
Ja, uff, vor einem Monat habe ich auch nicht damit gerechnet, dass ich so einen Post schreibe D:
Ich hatte irgendwie das Bedürfnis darüber zu sprechen und dachte, dass das hier die richtige Plattform dafür ist.
Freut mich sehr, dass dir der Beitrag so gut gefallen hat :)
Liebste Grüße zurück
Aileen ♥
Hallo liebe Aileen,
AntwortenLöschenzuerst einmal: Alles Gute!!!
Zu allen anderen Punkten: super, dass du schon so früh, diese Dinge erkannt hast. Und eins ist sicher: Familie wird über- und Freundschaft unterbewertet.
LieGrü und mach weiter so
Elena
Hallo liebe Elena,
Löschendankeschön! :)
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass so die ersten Jahre des Erwachsenseins einfach dazu da sind, das wieder zu verlernen, was die Gesellschaft meint, was alle wollen und herauszufinden, was du wirklich willst.
Liebe Grüße zurück
Aileen
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